Ein Cocreator zu sein bedeutet, in Resonanz gehen zu können. Das heißt, wenn du dich selbst in Resonanz mit der Welt erlebst und wenn du dich intensiv mit der Welt in Beziehung setzen kannst: mit deiner Umgebung, mit anderen Menschen, Orten, der Natur, Dingen, Technologien, Geschichten, so, dass es sich fast schon so anfühlt, als seist du und die Welt ein und dasselbe: dann bist du ein Cocreator.
Wenn du spüren kannst, dass die Welt mit ihren Kräften, Emotionen, Energien und Atmosphären durch dich hindurch schwingt: dann bist du ein Cocreator. Wenn du mitfühlst mit deinem trauernden Nachbarn, der ein Familienmitglied verloren hat, wenn du den Schmerz des Vogels spürst, der mit gebrochenen Flügel auf deiner Terrasse sitzt, wenn das Aufspannen deiner Gitarrensaite auch dich vor innerer Anspannung erzittern lässt, wenn du die Kraft des Motors deines Autos tief in deinem Bauch spürst, während du kräftig auf das Gaspedal drückst, wenn du den Wetterwechsel in den feinen Haaren deines Nackens spürst, während du die Wolken über dir vorbeiziehen siehst, wenn du dich voller Glückseligkeit in den Klangwellen des Chores auflöst, der vor dir singt, wenn du die Wut der demonstrierenden Menge im Pulsieren deines eigenen Blutes spürst, wenn dein Körper vor Freude und mit wachsender Erregung zittert, wenn deine Liebe deine Leidenschaft entfacht, wenn du ständig die Grenzen dessen überschreitest, was du glaubst, du selbst zu sein, sodass die Welt und du zu einer ganz neuen Einheit werden: dann bist du ein Cocreator.
Ich nenne es in Resonanz sein, aber du kannst es auch Empathie, Mitgefühl, sich verbinden, Beziehungen aufbauen nennen. Du kannst es Auflösen, Eintauchen oder Transzendenz nennen. Du kannst es Hochsensibilität, Offenheit oder Achtsamkeit gegenüber der Welt nennen. Sieh es als eine bewusste Anerkennung der Verbindungen, die du schon immer mit der Welt hast: durch deine eigene ganz spezifische Art des Seins in der Welt.
Vielleicht wird die Resonanz durch deine Neugierde gegenüber der Welt verursacht, vielleicht ist es aber auch die Welt, die dich ruft. Vielleicht stellst du die Verbindung her durch dein kognitives Verstehen und Begreifen, durch dein Forschen, deine Analyse und dein logisches Durchdringen von Daten. Vielleicht entsteht deine Verbindung durch deine Praxis aus Achtsamkeit, Spüren, Fühlen, Zuhören. Vielleicht entsteht deine Verbindung durch spirituelle Vertiefung, Gebet oder Ritual. Vielleicht verbindest du dich mit deinem Körper durch Bewegung, Arbeit, Tanz oder Sex. Oder du findest, dass der bewusste Gebrauch von Substanzen dir hilft, eine tiefere Verbindung zur Welt bewusst zu erzeugen. Was auch immer deine besondere Schnittstelle mit der Welt ist: wenn du tief in das Gefühl der Resonanz, des Fließens und des Seins mit der Welt hineinreichst, anstatt dich zu trennen und zu verschließen: dann bist du ein Cocreator.
Indem du deine Verbindungen mit der Welt wahrnimmst, erfährst du dich nicht nur als Individuum, sondern als transpersonale Kraft in einem Feld von Kräften. Dadurch entsteht das “Co” in Cocreator. Du erkennst, dass das, was etwas erschafft, weder du selbst, noch dein Team, noch deine Organisation ist. Stattdessen ist die Kreation immer das Ergebnis ganzer Felder von Partizipateuren, die miteinander in Resonanz stehen. Durch diese Praxis der Resonanz stellen wir gleichzeitig sicher, dass das, was in die Welt gebracht wird, ein integraler Teil dieser Welt sein wird und nicht nur irgendeine oberflächliche Idee des eigenen Egos.
Wenn du als Teil dieser neuen resonanten Einheit bereit und willens bist, dich den tiefgreifenden Fragen, schwerwiegenden Problemen und ehrgeizigen Herausforderungen deiner Zeit, deines Ortes und deiner Gemeinschaften zu stellen: dann bist du ein Cocreator. Wenn du bereit bist, den Status Quo nicht nur zu optimieren, sondern alles und jedes infrage zu stellen, wenn du bereit bist, dich mit den grundlegenden Fehlern unserer Gesellschaften, Organisationen, Fachgebiete und Umwelten zu konfrontieren, wenn du wirklich bereit bist, dich der Angst und Verzweiflung zu stellen, während du tief in die zugrundeliegenden Traumata und korrupten Codes unserer Vergangenheit eintauchst, wenn du bereit bist, die Welt und dich selbst zu transformieren, indem du bereit bist mit offenem Geist und offenen Augen durch die Krise zu gehen: dann bist du ein Cocreator.
Ein Cocreator zu sein, heißt auch, ein Transformator zu sein. Als Transformator weißt du, dass das Alte sterben muss, damit das Neue entstehen kann. Du wirst den Betrug, die Lügen und die alternativen Fakten demontieren und entlarven müssen. Zerre sie aus ihren Löchern hervor, stelle sie bloß, und lasse sie im Licht der Wahrheit verbrennen. Verlasse die alten Komfortzonen. Du weißt, dass alte Muster durchbrochen werden müssen und dass du alle desillusionieren musst, einschließlich deiner selbst. Du siehst die Anomalien als Boten des Paradigmenwechsels. Du kannst betrauern, was die Zeit längst überholt hat und es loslassen. Als Transformator kennst du die Höhle des Einsiedlers und die Reise des Helden. Du bist bereit, das alte Spiel mit seinen verkorksten Regeln nicht mehr mitzuspielen. Du hast keine Angst die Kontrolle und jeglichen Orientierungssinn komplett zu verlieren. Als Transformator wirfst du deinen alten Kompass in die Tiefe deiner Seele, weil du weißt, dass nur aus der Leere dieser Tiefe das Neue entstehen wird. Auf verbranntem Land und in den Trümmern alter Gebäude werden neue Ideen, Visionen und Kreativität erwachsen. Wenn du das alles weißt und bereit bist, das alles zu tun: dann bist du ein Cocreator.
Ich nenne es Krise, aber du kannst es auch Katharsis, Reinigung, Initiation, Veränderung, Leere, Singularität, schwarzes Loch, Revolution, den Tiefpunkt des U oder den Unfreeze-Zustand nennen. Wenn du bereit bist, alles bis auf den Kern zu verändern, wenn du bereit bist, alles von Grund auf zu entschlüsseln und zu dekodieren, wenn du keine Angst hast, deine Entwürfe, Modelle und Theorien wegzuwerfen und ganz neu anzufangen und wenn du darauf vertraust, dass dies der Prozess ist, der nötig ist, um zu wachsen, zu reifen und die nächste Entwicklungsstufe zu erreichen: dann bist du ein Cocreator.
Durch Krise und Transformation ermöglichst du Emergenz: das Neue, das vorher nicht erkennbar war, wird möglich. Du erreichst eine höhere Ordnung, ein breiteres Verständnis und Bewusstsein für neue Ziele. Du etablierst eine neue Intention und eine neue Richtung, während du weiterhin in Resonanz mit dem Prozess verbunden bleibst.
Aus der transformativen Krise gehst du mit neuen Absichten und Ideen hervor. Du siehst dich plötzlich mit einer Vielzahl von Optionen, Perspektiven und Wegen konfrontiert. Alles öffnet sich vor dir und für dich. Du wirst mit einer Fülle von neuen Möglichkeiten beschenkt. Da ist sie plötzlich: die kreative neue Zukunft mit all ihren Versprechungen, Farben, Verlockungen, Angeboten und Geschenken. Gestärkt durch die Krise, die du gerade überstanden hast, erfüllt mit Zuversicht, Vertrauen, Freude und einem immensen Gefühl von Handlungsfähigkeit und kreativer Kraft, kannst du all diese Energien freisetzen, ins Leben bringen und in Kaskaden von kreativem Feuerwerk ausbrechen lassen. Du kannst den Tag und die Chance nutzen, die Gelegenheiten ergreifen, mögliche Zukünfte entwerfen und dabei helfen das Neue in der Welt zu gebären. Indem du das tust, entwickelst du dich selbst weiter, mehr und mehr in dein volles Potenzial. Gleichzeitig hilfst du allen und allem anderen dabei das auch zu tun. Du wirst ein bewusster Teil von Kreation, von Kokreation: Du bist ein Cocreator.
Ein Cocreator zu sein, bedeutet, Designer*in zu sein – Erfinder*in, Macher*in, Planer*in, Gestalter*in. Du wirst Teil emergenter Gestaltung. Du kannst es Design, Planung, Kunst, Ausdruck, Konzeptualisierung, Innovation, Manifestation, Geburt, Erzeugung nennen. Wenn du dich damit beschäftigst, etwas Relevantes, Schönes, Sinnvolles in die Welt zu bringen, das diese grundlegende Qualität des Lebendigen in sich trägt, und wenn das alles aus der tiefen resonanten Verbindung zu und mit der Welt heraus geschieht: dann bist du ein Cocreator.
Als Cocreator gebierst du etwas Neues, während du selbst neu geboren wirst. Es ist ein wechselseitiger Prozess ohne eine erste Ursache. Es ist eher so: Du hast dich verbunden und bist in Resonanz gegangen, du hast dich transformiert und dich der Krise gestellt, und nun geschieht Kokreation mit dir. Es ist der Prozess dieser Kokreation, der dich herbeigerufen hat. Also lass dich nicht täuschen, tappe nicht in die Fallen von Allmacht, Ego oder Hybris. Am Ende ist es die Welt, die sich selbst kokreiert, und du spielst die Rolle eines Prozessors in diesem Prozess. Du repräsentierst einen Aspekt der Energien, die am Werk sind: vielleicht sogar einen bedeutenden und herausragenden. Aber du bist nicht ein einzelner Geist, der seine Außenwelt formt, kein Subjekt, das die Welt der Dinge und Objekte manipuliert. Du bist ein wesentlicher Teil in einem Prozess der Entfaltung und Generativität. Nicht mehr und nicht weniger. Im Laufe dieser Entfaltung bist du erneut geboren worden, und mit dir die Welt. Neue Konzepte, Ideen, Produkte, Dienstleistungen, Organisationen, Politiken, Projekte, Kooperationen und Perspektiven haben dadurch die Weltbühne betreten. Teil dieses Prozesses zu sein, macht dich zu einem Cocreator.
Diese neuen Ideen, Produkte und Entwürfe werden in einem Prozess aus Resonanz, Transformation und Kokreation geboren, aber jetzt sind sie noch jung, schwach, zerbrechlich, klein und wenige. Sie sind offen für Angriffe, Ressentiments und Kritik. Sie werden auch ihren Wert und ihre Fähigkeit zu überleben beweisen müssen. Sie müssen genährt, geschützt und stabilisiert werden. Wenn du bereit bist, ihnen beizustehen und sie durch ihr Wachstum und ihre Entwicklung zu begleiten: dann bist du ein Cocreator.
Cocreator sein heißt auch Kultivator zu sein. Wenn du den Boden bereitest, wenn du einzäunst, was Schutz braucht, wenn du für Wasser und Schatten, Licht und Luft sorgst, wenn du Verantwortung übernimmst und Ausdauer zeigst, wenn du weiter führst, was du begonnen hast, indem du loyal, fürsorglich und unterstützend bist: dann bist du ein Cocreator. Wenn du neue Fähigkeiten und Aufgaben übst, wenn du dein neu gewonnenes Wissen anwendest, wenn du die Erkenntnisse deiner letzten Entwicklungen vertrittst und in die Praxis umsetzt, wenn du neue Einstellungen annimmst, wenn du in dein Dojo gehst, deine Übung machst, deiner Praxis folgst: dann bist du ein Cocreator.
Ich nenne das stabilisierende Kultivierung. Aber fühle dich frei, es als Umsetzung, Management, Organisieren, Lenken, Leiten oder Begleiten zu sehen. Wenn du die Strukturen von Gesellschaften, Organisationen, Umgebungen, Produkten oder Konzepten aufbaust und fortschreitend entwickelst, wenn du Routinen und Arbeitsabläufe etablierst, wenn du neue Traditionen und Rituale erschaffst, wenn du die Vielfalt der alltäglichen Aufgaben kodierst, wenn du die Motoren ölst, die Boote steuerst, Gemeinschaften nährst, die Jungen aufziehst, für die Alten sorgst, die Schutzbedürftigen unterstützt, die Wissbegierigen unterrichtest, während du selbst im Fluss deiner Verbundenheit und Potenzialität mit der Welt bleibst: dann bist du ein Cocreator.
Indem du neue solide Muster in der Welt etablierst und ihnen zu dauerhaftem nachhaltigem Überleben verhilfst, indem du den neu entstandenen Innovationen und Ideen eine konkrete und dauerhafte Form gibst, zeigst du, dass du wirklich ein Cocreator bist.
Als Cocreator bist du immer Teil von etwas, von einem ökologischen “Wir”. Dieses “Wir” ist das “Co” in Cocreator. Es ist das Kollektiv, die Kooperative, das Feld, die Multitüde, die Einheit in der Vielfalt des Prozesses. Deswegen spreche ich von Kokreation. Als Cocreator hast du deinen Charakter, deinen Geschmack, deinen Blickwinkel, deinen Aspekt und deine Perspektive auf und in diesem Prozess. Doch erst durch das Zusammenspiel aller Aspekte aller Partizipateure wird der Prozess vollständig.
Du magst nicht in allen genannten Qualitäten perfekt sein, und das musst du auch nicht. Aber du solltest um die Bedeutung all dieser Qualitäten und Aspekte für den Gesamtprozess der Kokreation wissen. Du weißt, dass Resonanz, Transformation, Design und Kultivierung zusammenwirken und erst gemeinsam den Kreislauf der Kokreation bilden. Du kannst wertschätzen, wie Menschen, die diese verschiedenen Qualitäten verkörpern, sich in Prozessen der Kokreation gegenseitig ergänzen. Du bemühst dich um ihre Integration, während du jede Qualität schützt und förderst. Du bewegst dich auf dem schmalen Grat zwischen Himmelsverbundenheit und Bodenständigkeit. Du erkennst visionäre Utopien ebenso an, wie den Schmutz der harten alltäglichen Arbeit, du liebst den philosophischen Diskurs und weist einen Nagel in die Wand zu schlagen. Du weißt, dass innere Arbeit und äußere Arbeit nur verschiedene Perspektiven desselben Prozesses sind. Du bist demütig, aber mutig, kenntnisreich und naiv, engagiert und offen für das Ergebnis. So meisterst du die Kunst der Kokreation.