Philosoph und Kokreator

Kategorie: Rezensionen

Regressive Obszönität: die neue Frankfurter Altstadt

Mit dem Aufstieg der AfD und den Identitären, mit den nationalidentitären Ideologien eines Steve Bannons und dem neuen Bedürfnis nach Heimat (Stichwort Heimatministerium) wird auch ein neuer städtebaulicher Trend immer beliebter: die historische Rekonstruktion. Dresden, Berlin (Humbold Forum), Potsdam und neuerdings Frankfurt geben diesem Trend Raum (und finanzielle Mittel). Auch in anderen Städten wird die historisierende Rekonstruktion gefordert. Das Narrativ dazu ist stark und attraktiv: wir sollen uns wieder auf unsere Wurzeln und die Vergangenheit besinnen, als die Welt noch geordnet und überschaubar war und wir uns eindeutiger Identität gewiss sein konnten. Deutsch sein soll nach diesem Narrativ eben auch im 21. Jahrhundert noch heißen: Fachwerk, spätes Mitttelalter, Butzenscheiben, Biergärten, Gemütlichkeit und kleine romantische Handwerkerläden; den Wald am besten gleich vor den Toren der Stadt. Diese Sehnsucht nach der klaren Bestimmung war in der Neuzeit schon immer da und ist nie ausgestorben. Selbst in der DDR gab es ein Bedürfnis danach. In schöner Betonplattenbauweise wurde im Planraster das Nikolaiviertel in Berlin rekonstruiert.

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Lesenotiz: Christian Felber – Die innere Stimme

Es wurde Zeit sich mit Christian Felber zu beschäftigen. Zu häufig fällt der Name mittlerweile nicht nur in Szenekreisen (Linke, Ökos, Anthros) sondern mittlerweile auch in stärker mit dem Mainstream verbundenen Kontexten. Drei Bücher habe ich bestellt: „Gemeinwohlökonomie“ (2010), „Ethischer Welthandel“ (2017) und das kleine Büchlein: „Die innere Stimme“ (2015).

Mit Letzterem habe ich meine Lektüre begonnen, weil ich mir davon versprochen habe, mehr über den Menschen und die Intention Christian Felbers zu erfahren, bevor ich mich mit seinen politischen Gedanken beschäftige.

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Sharing the Presence mit Thomas Hübl

eine Veranstaltungsrezension (Oldenburg 6.12.2007, 20 Uhr Haus Weskamp)

In meiner Londoner Zeit habe ich regelmäßig Veranstaltungen spiritueller Lehrer in der St. James Church am Leister Square besucht. Auch wenn ich dort ein großes Repertoire verrückter Geschichten sammeln konnte und einige wirklich beeindruckende Menschen erleben durfte, so habe ich aus der Zeit doch vor allem eine Lehre mitgenommen: Gurus sind tatsächlich so schlecht wie ihr Ruf! Nur wenige schienen mir authentisch und selbst Authentizität ist keine Gewähr dafür, dass diese Gurus wirklich jemandem weiterhelfen. Wirklich beeindruckt und nachhaltig berührt haben mich dort nur diejenigen, die sich selbst als Mensch gezeigt haben und ohne viel Aufheben ihre Zuhörer an den eigenen Erfahrungen haben teilhaben lassen, die zu einem Dialog bereit waren und auf Inszenierungen entweder verzichtet oder sie zumindest offen und nachvollziehbar präsentiert haben. 10 Jahre habe ich daher solche Veranstaltungen gemieden und lieber versucht direkt mit den Menschen in Kontakt zu gehen, die mir was zu sagen hatten. Doch seit ca. zweieinhalb Jahren geistert durch die Ökodorf- und Permakulturszene, in der ich durch meine Arbeit in der Permakultur Akademie selbst viel unterwegs bin, ein neuer Guru. Mir wurde immer wieder von vielen Menschen, auf deren Urteil ich sehr viel setze, bescheinigt: der ist echt und authentisch, man kann ihm als Menschen begegnen, er ist offen und kann den Menschen direkt in die Seele blicken, sein Stil ist neu und anders. Und was ihn mir von Anfang an sympathisch machte: er trägt noch immer seinen bürgerlichen Namen: Thomas Hübl.

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Mustertheorie – Einführung und Perspektiven auf den Spuren von Christopher Alexander von Helmut Leitner

MustertheorieBuchrezension

Frisch aus der Druckerei, liegt uns endlich eine erste deutschsprachige Einführung in die Mustertheorie Christopher Alexanders vor. Geschrieben hat sie der Österreicher Chemiker und Informatiker Helmut Leitner; ein Zeichen dafür, dass die Mustertheorie bisher vor allem in der Informatik ihre Anwendungsbereiche gefunden hat. Leitner ist als Wiki- und Online-Community-Pionier aber nicht nur von der methodischen Kraft der Mustertheorie fasziniert, sondern insbesondere auch von dem Paradigma, dass ihm zufolge mit der Mustertheorie verbunden ist. Alexanders Konzepte ermöglichen eine Sicht auf die Welt, die Lebendigkeit zum Zentrum einer wissenschaftlichen Theorie macht und uns dabei unterstützt, lebendige partizipative Systeme zu gestalten.

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